Balmoral: Ausstellung im »Made in Balmoral«
Susanne Britz – finale Stipendiatin des KUR(ona)-Stipendienprogramms – vereint industriell hergestellte Alltagsgegenstände wie Wäscheständer, Werk- und Spielzeug sowie Collagen und digital überzeichnete Fotografien zu einer raumgreifenden und ortsspezifischen Installation im Kunstraum »Made in Balmoral«.
Für ihre Installationen verwendet die Künstlerin Gegenstände, die überwiegend für kunstferne Lebenssphären industriell hergestellt werden. Ihre gewöhnliche Farbigkeit – sei es das Gelb einer Wasserwaage, das Orange eines Baustellenhelms oder das Blau vom Kantenschutz – erhält eine erhöhte Intensität durch die von Britz hergestellten Verbindungen der Objekte zueinander.
Durch spielerische Eingriffe kodiert Susanne Britz diese Dinge, die dabei beinahe zu Performance-Subjekten werden, um. Profane Gegenstände, wie zum Beispiel die 16 Wäscheständer, die in Bad Ems für eine Installation zum Einsatz kommen, oder das Werkzeug, das für gewöhnlich hinter den Kulissen oder im Atelier bleibt, betreten die Bühne der Kunst. Sie bilden neuartige Formationen beziehungsweise „surreale Versuchsanordnungen“, wie sie die Künstlerin selbst bezeichnet. Die detailreichen Installationen laden das Publikum dazu ein, diese intensiv zu betrachten und zu entziffern. Laut Niklas Luhmann „liegt etwas Gemeinsames im Aufbau neuer Medien/Form-Verhältnisse, die auf das Beobachtetwerden zielen und nur verständlich werden, wenn man das versteht.“ (Niklas Luhmann: Die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt a.M. 1995, S. 188).
Eine scheinbare Verständnishilfe leistet auch die Künstlerin selbst, indem sie ihre Installationen frontal fotografiert und dann digital mit der Computermaus zu neuen Arbeiten überzeichnet. Diese gestisch anmutende Zeichnung fokussiert die Beobachtung, sie erweckt den Eindruck einer vorhandenen Systematik und eines logischen Zusammenhangs. Durch sie entsteht eine quasi-wissenschaftliche Ebene, die aber bei längerer Betrachtung für noch mehr Fragezeichen und Interpretationsmöglichkeiten sorgt. Diese Bilder druckt Britz als Pigmentdruck auf transparente und semitransparente Folien und befestigt sie mit Magneten an den Wänden oder gliedert sie in neue Installationen ein.
Die Ausstellung »Let us find new pictures!«, die Susanne Britz im Rahmen des KUR(ona)-Stipendienprogramms realisiert, reflektiert außerdem die pandemische Situation, in der wir uns aktuell befinden. Der Titel stammt von einer der Arbeiten, die die Künstlerin während der Pandemie auf ihrem Instagram-Account mit den Hashtags #coronadrawing und #susannebritz veröffentlicht hat. Diese Bilder mit humorvollen Motiven und Aufschriften werden in Form von Pigmentdrucken in die Gesamtinstallation integriert. Im von ihr ernannten „Fledermausjahr“ ruft Susanne Britz dazu auf, aus dem „absurd gewordenen Alltag“ auszubrechen und die Bilder mit Aberwitz und Humor zurückzuerobern.
Text: Olga Vostretsova
https://kuronablog.balmoral.de
Susanne Britz, geb. 1974 in Neuwied, lebt seit 2005 in Berlin. 1993–2001 Studium der Bildenden Kunst, Philosophie und Chemie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und einem anschließenden Meisterschülerstudium in 2002. Die Arbeit von Susanne Britz wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit einem Stipendium im Künstlerhaus Schloss Balmoral (2002); dem Kunstpreis „junger westen 09“, Kunsthalle Recklinghausen, 1. Preis (2009); dem BRITA Kunstpreis für künstlerische Fotografie, Wiesbaden, 2. Preis (2012) und dem „Losito Kunstpreis“ der Losito Kressmann-Zschach Foundation, 1. Preis (2018). Susanne Britz war an nationalen und internationalen Ausstellungen beteiligt, u.a. „transformer, Susanne Britz / Mia Hochrein", Inselgalerie, Berlin (2020); „Momente des Übertragens und Speicherns“, Projektraum AKKU, Stuttgart (2020); „ we used to build castles“, The Tub, Balinn Art Space, Island (2020); „vorübermorgen", zentrale Ausstellung im Rahmen der 48h Neukölln, Kesselhaus KINDL, Berlin (2019).
www.susannebritz.de
Mit freundlicher Unterstützung von
Leifheit
Ausstellungsort: »Made in Balmoral«
Römerstraße 27, Bad Ems
Ausstellungsdauer: bis 30. April 2021
Die Ausstellung ist jederzeit von außen einsehbar.
Für ihre Installationen verwendet die Künstlerin Gegenstände, die überwiegend für kunstferne Lebenssphären industriell hergestellt werden. Ihre gewöhnliche Farbigkeit – sei es das Gelb einer Wasserwaage, das Orange eines Baustellenhelms oder das Blau vom Kantenschutz – erhält eine erhöhte Intensität durch die von Britz hergestellten Verbindungen der Objekte zueinander.
Durch spielerische Eingriffe kodiert Susanne Britz diese Dinge, die dabei beinahe zu Performance-Subjekten werden, um. Profane Gegenstände, wie zum Beispiel die 16 Wäscheständer, die in Bad Ems für eine Installation zum Einsatz kommen, oder das Werkzeug, das für gewöhnlich hinter den Kulissen oder im Atelier bleibt, betreten die Bühne der Kunst. Sie bilden neuartige Formationen beziehungsweise „surreale Versuchsanordnungen“, wie sie die Künstlerin selbst bezeichnet. Die detailreichen Installationen laden das Publikum dazu ein, diese intensiv zu betrachten und zu entziffern. Laut Niklas Luhmann „liegt etwas Gemeinsames im Aufbau neuer Medien/Form-Verhältnisse, die auf das Beobachtetwerden zielen und nur verständlich werden, wenn man das versteht.“ (Niklas Luhmann: Die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt a.M. 1995, S. 188).
Eine scheinbare Verständnishilfe leistet auch die Künstlerin selbst, indem sie ihre Installationen frontal fotografiert und dann digital mit der Computermaus zu neuen Arbeiten überzeichnet. Diese gestisch anmutende Zeichnung fokussiert die Beobachtung, sie erweckt den Eindruck einer vorhandenen Systematik und eines logischen Zusammenhangs. Durch sie entsteht eine quasi-wissenschaftliche Ebene, die aber bei längerer Betrachtung für noch mehr Fragezeichen und Interpretationsmöglichkeiten sorgt. Diese Bilder druckt Britz als Pigmentdruck auf transparente und semitransparente Folien und befestigt sie mit Magneten an den Wänden oder gliedert sie in neue Installationen ein.
Die Ausstellung »Let us find new pictures!«, die Susanne Britz im Rahmen des KUR(ona)-Stipendienprogramms realisiert, reflektiert außerdem die pandemische Situation, in der wir uns aktuell befinden. Der Titel stammt von einer der Arbeiten, die die Künstlerin während der Pandemie auf ihrem Instagram-Account mit den Hashtags #coronadrawing und #susannebritz veröffentlicht hat. Diese Bilder mit humorvollen Motiven und Aufschriften werden in Form von Pigmentdrucken in die Gesamtinstallation integriert. Im von ihr ernannten „Fledermausjahr“ ruft Susanne Britz dazu auf, aus dem „absurd gewordenen Alltag“ auszubrechen und die Bilder mit Aberwitz und Humor zurückzuerobern.
Text: Olga Vostretsova
https://kuronablog.balmoral.de
Susanne Britz, geb. 1974 in Neuwied, lebt seit 2005 in Berlin. 1993–2001 Studium der Bildenden Kunst, Philosophie und Chemie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und einem anschließenden Meisterschülerstudium in 2002. Die Arbeit von Susanne Britz wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit einem Stipendium im Künstlerhaus Schloss Balmoral (2002); dem Kunstpreis „junger westen 09“, Kunsthalle Recklinghausen, 1. Preis (2009); dem BRITA Kunstpreis für künstlerische Fotografie, Wiesbaden, 2. Preis (2012) und dem „Losito Kunstpreis“ der Losito Kressmann-Zschach Foundation, 1. Preis (2018). Susanne Britz war an nationalen und internationalen Ausstellungen beteiligt, u.a. „transformer, Susanne Britz / Mia Hochrein", Inselgalerie, Berlin (2020); „Momente des Übertragens und Speicherns“, Projektraum AKKU, Stuttgart (2020); „ we used to build castles“, The Tub, Balinn Art Space, Island (2020); „vorübermorgen", zentrale Ausstellung im Rahmen der 48h Neukölln, Kesselhaus KINDL, Berlin (2019).
www.susannebritz.de
Mit freundlicher Unterstützung von
Leifheit
Ausstellungsort: »Made in Balmoral«
Römerstraße 27, Bad Ems
Ausstellungsdauer: bis 30. April 2021
Die Ausstellung ist jederzeit von außen einsehbar.